jeden Sonn- und Feiertag:
9:30 Uhr Heilige Messe
Wochentagsmessen:
Donnerstag, 8:00 Uhr
Advent
jeweils Donnerstag:
7:00 Uhr Rorate
und anschließend gemeinsames Frühstück
Fastenzeit
jeweils Donnerstag:
18:00 Uhr Kreuzweg
18:30 Uhr Fastenmesse
Marienmonat Mai
jeweils Donnerstag:
18:00 Uhr Maiandacht
18:30 Uhr Heilige Messe
Pfarrhof Kahlenbergerdorf, Zwillinggasse 2, A-1190 Wien
Dienstag und Donnerstag,
9:00 bis 11:00 Uhr
(Pfarrsekretärin)
Tel.: 01 370 12 98
office@pfarre-kahlenbergerdorf.at
Ein kurzer historischer Überblick |
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1168 | wird hier als erster romanischer Bau die Burgkirche der „Kallnperger“, eines Ministerialengeschlechts der Babenberger, errichtet und Johannes dem Täufer geweiht |
1250 | übernimmt das Stift Klosterneuburg das (materielle) Patronat über die Kirche |
1256 | erstmals ist ein Pfarrer namens Reinprecht urkundlich greifbar |
1300 | Wigand von Theben, der „Pfaff vom Kahlenberg“, ist Pfarrer und zugleich Wiener Hofnarr |
1450 | die gotische Sakramentsnische (Tabernakel) mit Eisengitter wird errichtet. |
1470 | aus dieser Zeit stammt die spätgotische Bildsäule, die heute im Kirchhof steht |
1482 | die Pfarre wird dem Stift Klosterneuburg auch seelsorglich inkorporiert |
1529 | in der 1. Türkenbelagerung brennt die Kirche nieder; in diesem Jahrhundert kommt die „Johannesschüssel“ mit dem Haupt Johannes des Täufers in die Kirche |
1633 | die Kirche wird barockisiert |
1678 | wird die Kirche abermals erneuert (Jahreszahl am Portal) |
1683 | in der 2. Türkenbelagerung brennt die Kirche abermals nieder |
1732 | der barocke Hochaltar wird errichtet |
1740 | das große Barockkreuz wird zunächst außen angebracht |
1762 | der Marienaltar wird errichtet und erhält die „Madonna mit Kind“ aus dem Jahr 1500 |
1771 | die Kirche brennt zum dritten Mal völlig aus und wird anschließend wiederhergestellt |
1781 | die Pfarre als „Josefinische Pfarre“ neu errichtet |
1809 | Franzosen plündern das Kahlenbergerdorf, in der Kirche entstehen schwere Schäden |
1826 | Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld malt das Hochaltarbild „St. Georg“ |
1872 | die Ullmann-Orgel (Baujahr 1849) kommt von Zwischenbrücken in die Kirche. |
1892 | Josefsdorf und Kahlenbergerdorf werden in den 19. Bezirk Wiens eingemeindet |
1896 | die Kirche erhält turmseitig den Sakristeizubau, wird abermals renoviert und |
1908 | Alexander Nehr, der Meister des Wiener Rathausmannes, errichtet das schmiedeeiserne Tor beim Kirchenaufgang |
1962 | die Kirche wird wieder renoviert |
1992 | unter dem Turm wird der alte Karner aus dem 17. Jahrhundert wiederentdeckt. Bei der Auflassung eines Vorgängerfriedhofs waren die Gebeine durch ein Seitenfenster (heute unterhalb der Erdoberfläche) in diesen Raum verlegt worden. |
1993 | erfolgt unter dem Architekten Kurt Schlachter eine Neugestaltung des Kircheninneren. Dabei wird der ursprüngliche romanische Kircheneingang entdeckt und neu sichtbar gemacht. Als ältestes Inventarstück wird das frühgotische Taufbecken neu platziert |
1994 | wird der neue Volkaltar des Kärntner Bildhauers Wolfgang Stracke, aus ungarischem Marmor gehauen. Am 8. Mai wird der neue Altar vom Propst des Stiftes Klosterneuburg, Abtprimas Gebhard Koberger geweiht. Den Reliquien (Andreas, Augustinus, Georg, Theresa v. Avila) ist Asche von Auschwitz beigefügt. Der Wiener Orgelbauer Herbert Gollini renoviert die Ullmann-Orgel und ersetzt die alten Prospektpfeifen aus Zink gegen Zinnpfeifen. |
1995 | wird Pfarrer Prof. Dr. Andreas Laun OSFS zum Weihbischof von Salzburg ernannt. In seinem Wappen erinnert der Leopoldsberg an seine Zeit im Kahlenbergerdorf. |
2011 | veranlasst Pfarrer Msgr. Dr. Ernst Kallinger eine umfassende Außenrenovierung, die die romanische und gotische Bausubstanz sichtbar macht. Der barockisierte Turm erhält seine typische rosa Farbe. |
2014 | wird mit Univ. Prof. Dr. Andreas Redtenbacher wieder ein Klosterneuburger Chorherr Pfarrer |
2015 | erhält die Kirche den mit dem Volksaltar korrespondierenden Ambo aus ungarischem Marmor. Er wird am 26. April 2015 benediziert. |
2020 | erfolgt eine umfassende Innenrenovierung. Sie bringt die über 800-Jährige Bausubstanz besser zur Geltung. Der Taufbrunnen wird neu gestaltet, die Kreuzwegbilder – Imitate des berühmten Führich- Kreuzwegs in Wien St. Nepomuk – werden im Kirchenschiff neu platziert. Die Kirche ist über den Haupteingang nun ganztägig offen. Die Neueröffnung erfolgte durch Weihbischof Dr. Franz Scharl am 6. September im Rahmen des Visitationsgottesdiestes. |
Der Pfaff von Kahlenberg, unser wohl berühmtester Pfarrer. Gundaker von Thernberg (Wigand von Theben) ist um 1300 auf dem Schloss Thernberg – heute Burgruine – südlich von Wr. Neustadt in der Buckligen Welt geboren. Aller Vermutungen nach war Gundakers Vater tot, möglicherweise lebte auch sein Bruder Ulrich nicht mehr, als Gundaker erwachsen wurde. Burg und Herrschaft waren nicht mehr im Besitz der Familie – es lag für Gundaker nahe, Geistlicher zu werden, falls ihm dieser Weg als drittem Sohn nicht ohnehin schon vorgezeichnet gewesen war.
Gundakers erste Pfarre dürfte Kirchberg am Wechsel gewesen sein. Einige Jahre vor 1330 wurde Gundaker Pfarrer im Kahlenbergerdorf, wobei der Habsburger Herzog Otto der Fröhliche, der in der Burg auf dem heutigen Leopoldsberg residierte, bei der Pfarrbesetzung wesentlich mitgespielt hat. Gundaker war neben seiner Tätigkeit als Pfarrer Spaßmacher/Hofnarr bei Otto dem Fröhlichen und beim Bischof von Passau (Wien gehörte damals zur Diözese Passau.) Nach dem Tod von Herzog Otto im Jahre 1339 wurde Gundaker Pfarrer in Prigglitz bei Gloggnitz. Sein Todesjahr dürfte 1349 gewesen sein. Möglicherweise ist er an der Pest gestorben. Sein Leichnam ruht nicht in der von ihm gewünschten und errichteten Grabstelle in der Stiftskirche zu Lilienfeld sondern in Prigglitz. Möglicherweise wollten die Prigglitzer Bauern auf keinen Fall einen Pesttoten durch das Höllental und dann weiter über Berge nach Lilienfeld geleiten aus Angst vor einer Ansteckungsgefahr.
Neueste Forschungen kamen zum Ergebnis, dass der „Pfaff vom Kahlenberg“ Gundaker von Thernberg und nicht Wigand von Theben war – mit dem kleinen Vorbehalt, dass Gundaker mit dem Zweitnamen Wigand hieß. Bücher älteren Datums – erschienen vor 2007 – sind daher bezüglich der Zuordnung meines berühmten Vorgängers als Pfarrer vom Kahlenbergerdorf mit Vorsicht und vielen Fragezeichen zu lesen.
Der Pfaffe von Kahlenberg zeigt sich durch den ganzen Schwankroman (30 Schwänke) hindurch als weiser Narr, der genau wusste, was er will. Er hat das Wohl der Menschen im Sinn und auch ihre Besserung. Um dies zu erreichen, wählte er die ungewöhnlichen Mittel der Narrheit. Er ist Pfarrer aus Leib und Seele und bisweilen sollte er eben auch den Hofnarren, um den Herzog, den er schätzte, und den Bischof von Passau einen Gefallen zu tun. Sein Machtstreben ist nicht zu unterschätzen, aber auch seine intellektuelle Überlegenheit allen seinen Schwankpartnern gegenüber nicht, sei es sein höchster geistlicher Vorgesetzter, der Bischof von Passau, die herzögliche Familie Ottos des Fröhlichen oder der ärmste Taglöhner im Kahlenbergerdorf. Der Pfaffe von Kalenberg ist ein äußerst individueller Charakter, der Bauernschläue, Witz und Intelligenz zeigt und in den verschiedensten Kontexten auf ganz unterschiedliche Weise handelt: Im Dorf ist er der fast gottähnliche gute Hirte, seinen geistlichen Amtsbrüdern und Vorgesetzten erscheint er als strenger Richter, während er am Herzogshof Ottos des Fröhlichen zwar als Hofnarr, aber auch als gleichwertiger Widerpart fungiert, der zwar vom Rang her unter dem Herzog steht, ihm aber intellektuell überlegen ist. Er ist Narr und Pfarrer in einer Person; ein Pfarrer, in dem ein Narr steckt, und gleichzeitig ein weiser Narr, der nie vergisst, dass er ein Geistlicher ist.
Als letzten Schwank der „Geschicht und histori des pfaffen von Kalenberg“ wird der Schwank vom Viehüten im Messgewand erzählt: Jetzt hat der Pfaffe sein Haus bestellt, im Dorf ist alles in bester Ordnung, in seinem Verhältnis zum Herzog ebenso, und unter den Klerikern hat er deutlich tabula rasa gemacht. Der Pfaffe von Kalenberg hat keinerlei Verkleidung, kein Accessoire, keine Finten mehr nötig – er zeigt nur noch was er ist: „Ich bin der gute Hirte.“ Was auf den ersten Blick parodieverdächtig scheint, ist eine schlichte Demonstration seines Seins: Er hat alles erreicht, was er erreichen wollte und konnte; jetzt kann er das Kahlenbergerdorf verlassen und anderswo neu anfangen.
Hochbarocker Hochaltar aus der Mitte des 18. Jhts. mit Altarbild des hl. Georg (Kirchenpatron) nach Plänen des bedeutenden Nazareners Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld und spätbarocke Statuen des hl. Leopold und des hl. Florian. Die sarkophargförmige Mensa birgt einen für Wien einzigartigen gotischen Altartisch. Rechts neben dem Hochaltar hängt ein großes Tafelbild, die Anbetung der Könige darstellend, entstanden im 3. Viertel des 17. Jhts unter starkem venezianischem Einfluss. Links vom Hochaltar befindet sich ein gotisches Sakramentshäuschen mit gotischer Gittertür (heute als Tabernakel in Verwendung). Im Altarraum figurale Glasmalereien (Kreuzigung, Weihnachten,) gegen Ende des 19. Jhts in Innsbruck hergestellt. Das Sakristeiportal mit geohrter Rahmung stammt aus dem 17. Jht; die jüngere hochbarocke Holztür ist mit Beschlägen versehen, die wohl von der Vorgängertür stammen.
An der Nordwand ein spätbarocker Marienaltar von 1760 mit einer bedeutenden spätgotischen Madonnenfigur und barocken Statuen des hl. Joachim und der hl. Anna. Auf der Orgelempore eine bewerkenswerte spätklassizistische Orgel von Franz Ullmann (1849) mit Dreiecksgiebel und vergoldetem Rankenwerk. An der Südwand ein großes barockes Kruzifix, in der Antoniuskapelle (im Turmgeschoss über der Gruft) ein frühbarockes Vortragskreuz; in der Nische der ehemaligen romanischen Tür steht eine gefasste Barockskulptur, eine Allegorie des Glaubens. An den Wänden im Kirchenschiff drei Bilder: hl Augustinus (2. Drittel des 18. Jhts), die drei Frauen am Grab (2. Hälfte des 18. Jhts.), ein Auferstandener (um 1800).
Unter der Möblierung stechen hervor: ein spätromanisch/gotischer Taufstein aus Rotmarmor, ein Opferstock mit Rosettendekor (17. Jht.), ein muschelförmiges Weihwasserbecken aus Rotmarmor (17. Jht.) und ein Kristalluster in Empireformen (1. Viertel des 19. Jhts).
Den Kirchhof betritt man nach einem Stiegenaufgang durch ein späthistorisches, schmiedeeisernes Gittertor mit dekorativem Aufsatz (Erzherzogshut, Weintrauben) von Alexander Nehr, einem Villenbesitzer im Kahlenbergerdorf, dem Bildhauer des Wiener Rathausmannes, aus dem Jahr 1908. Das frühbarocke Eingansportal zur Kirche mit Ohrenfaschen, Rosetten und von einem Kugelpodest gesprengtem Giebel bezeichnet 1676 und 1896. Das zweiflügelige Holztor aus der Mitte des 18. Jhts. zeigt typische Rokokobeschläge.
Im Kirchhof steht ein spätgotischer Bildstock, um 1470. Der original erhaltene Tabernakelaufsatz mit fragmentierten Maßwerkbaldachinen zeigt Reliefs einer dreifigürigen Kreuzigung, des hl. Leopold, der Schutzmantelmadonna und des Ecce homo. Zwei moderne Bildwerke wurden der Pfarre von Prof. Rudolf Friedl geschenkt, eine Skulptur des Gundaker
von Thernberg, des Pfaffen vom Kahlenberg ,1981, und ein Relief des hl. Georg, 1985, an der Außenwand des Stiegenaufgangs zur Kirche.
„Als man Mitte Juni 1896 mit dem Bau der Sakristei begann, fand man beim Ausgraben des Grundes ein unterirdisches Gewölbe, ein altes Beinhaus.
Da die Kirche an der Turmseite bereits um einen Meter abgegraben wurde und hier der älteste Friedhof war, so wurden wieder viele Gebeine ausgegraben und zu den vorhandenen gelegt; worauf die Öffnung (unter der Verbindungstür zwischen Sakristei und dem Turm gelegen) vermauert wurde.“ (Pfarrchronik)
Dank der Initiative des damaligen Pfarrers P. Dr. Andreas Laun und des Wissens der „Dorfhistorikerin“ Frau Dr. Edda Held wurde im Zuge der Kircheninnenrenovierung am Mittwoch, 15. Jänner 1992, der alte Karner wiedergefunden.
„Es handelt sich bei unserem Karner um ein Tonnengewölbe und einer Nische in den Berg hinein, gegen Süden. Zur allgemeinen Überraschung liegt das Tonnengewölbe genau unter dem Kirchturm. Das Gewölbe muss daher mindestens so alt sein wie der Turm….und bei der Lage vom Kahlenbergerdorf am alten römischen Limes muß doch in unserer Gegend eine römische Befestigung oder wenigstens ein Wachturm gestanden haben…. vielleicht entdecken wir römische Fundamente bei unserer Kirche?“
(Dr. Edda Held, Einst im Dörfl, Dorfpost Jahrgang – 019. Folge März 1992).